Wie ich zum Schiesssport fand

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Traumberuf Polizistin

Im Podcast der Swiss Shooting Range erzähle ich, wie ich zum Schiesssport fand.

Mein Wunschberuf als Kind war Polizistin. Ich träumte davon, eines Tages Verbrecher zu jagen, Tatorte zu sichern, Spuren zu suchen, Zeugen zu befragen, den Täter zu verhaften und – ganz wichtig – immer mit einer Pistole im Holster. So stellte ich mir das vor. «Räuber und Poli(zei)» war mein liebstes Spiel und Krimis meine liebste Lektüre. Cowboys fand ich auch toll, weil die Revolver hatten. Ich liebte die Comics mit Lucky Luke. Ich wollte auch schneller Schiessen als mein Schatten. Meine Faszination für Schusswaffen zeigte sich schon früh. Gerne hätte ich mir mal an der Chilbi eine Käpseli-Pistole gekauft. Als Spross einer pazifistischen Familie durfte ich aber nicht mal mit Wasserpistolen spielen. Das höchste der Gefühle war eine dröge Pflanzenspritze, mit der ich im Sommer etwas rumspritzen durfte.

Die Teilnahme an einem Jungschützenkurs stand auch ausser Frage. Der Plan, Polizistin zu werden, scheiterte schliesslich an meiner geringen Körpergrösse. Ich erfüllte die Voraussetzung der verlangten Mindestgrösse für Frauen nicht. Kurz überlegte ich mir, die für Frauen freiwillige Rekrutenschule in der Schweizer Armee zu absolvieren. Da aber das Ende der RS mit dem Semesterbeginn an der Universität kollidierte, entschied ich mich dagegen: Mein Studium auf Semesterbeginn anzufangen war mir wichtiger, als wegen der RS die ersten paar Wochen des Studiums zu verpassen.

Im Studium

Als junge Studentin der Rechtswissenschaften fand ich Strafrecht ungemein attraktiv und wollte Strafverteidigerin werden. Die Werte des Rechtsstaates zu wahren wäre damals genau mein Ding gewesen. Oder statt als Polizistin als Staatsanwältin Verbrecher zu jagen. Ich glaube, ich hatte etwas zu viele Thriller von John Grisham gelesen… Ich sollte später merken, dass ich eine romantisierte Vorstellung davon hatte.

Als junge Tänzerin in Florenz, Italien.

Während des Studiums besuchte ich aber alle dafür relevanten Fächer. So hatte ich Vorlesungen in Forensik, Ballistik und Rechtsmedizin. Ich lernte viel über die ernsten Konsequenzen eines Schusswaffeneinsatzes. Gerne hätte ich selber mal erfahren, was hinter der Waffe passiert. Die Hemmschwelle, einen Schützenvereine zu kontaktieren, war zu gross, obwohl der Mann meiner Patin im Vorstand eines Pistolenschützenvereins. Er hätte mich sicher mal mitgenommen. Da war aber einerseits meine pazifistische Familie, die ein riesiges Theater deswegen gemacht hätte, andererseits hatte ich diese klischierte Vorstellung, dass diese Vereine Altherren-Klubs sind, wo man als junge Frau nicht ernstgenommen würde. Auch wollte ich nicht dem Erwartungsdruck ausgesetzt sein, Vereinsmitglieder werden zu müssen. So blieb mein Wunsch einmal zu Schiessen, ein ferner Gedanke und andere Aktivitäten hatten Priorität.

Zielscheibe

Bei meinem ersten Schuss traf ich (fast) in die Mitte.

Mein erster Schuss

Nach einem längeren Auslandaufenthalt, während dem ich meine Ausbildung zur professionellen klassischen und zeitgenössischen Tänzerin abschloss und auch als solche arbeitete, kam ich in die Schweiz zurück und lernte einen Personenschützer und ehemaligen Elitesoldaten kennen. Er war auch als Schiessinstruktor für saudische Polizistinnen tätig und wollte mir Schiessen beibringen, sollte er mal in die Schweiz kommen. Endlich googelte ich nach Orten, wo man in der Schweiz unverbindlich schiessen gehen könnte und stiess auf die Swiss Shooting Range. Es kam, wie es kommen musste: Der Personenschützer kam nie in die Schweiz, aber mir bot sich die Gelegenheit, in die Swiss Shooting Range schiessen gehen zu dürfen. Unter professioneller Begleitung und Betreuung erhielt ich eine Sicherheitseinweisung im Umgang mit Schusswaffen und wurde mit Gehörschutz und Schutzbrille ausgerüstet. Meinen ersten Schuss durfte ich aus einer Pistole abgeben, einer Walther PDP FS. Es ist ein sehr spezielles Gefühl, eine scharfe Waffe in der Hand zu halten und dann auch abzudrücken. Es war beeindruckend die physikalische Kraft zu fühlen, die das Ziehen des Abzugs freisetzt. Ich war überzeugt, dass sich mein erster Schuss nicht mal auf der Scheibe befinden würde. Ich traf aber in die Mitte (siehe Beweisfoto). Ich durfte noch weiter schiessen und es wurde graduell immer schlimmer. Kurzwaffen können einen zünftigen Rückschlag haben, den man kontrollieren (lernen) muss. In Erwartung des Rückschlags, tat ich, was viele neue Schützen tun: abreissen. Das heisst, dass man beim betätigten des Abzugs den Lauf kurz senkt, um den Rückschlag auszugleichen. Dabei wird der Schuss aber tiefer als das anvisierte Ziel. Nachdem ich eine ganze Packung Munition verschossen hatte, durfte ich noch eine Kalaschnikow schiessen. Ich hatte grossen Respekt davor, stellte aber schnell fest, dass Langwaffen viel weniger Rückschlag haben als Pistolen und es einfacher ist, mit diesen zu schiessen und treffen.

Glock 48 im Holster von Custom Gear Solutions, einem Schweizer Holsterhersteller.

Einerseits war ich begeistert und wollte unbedingt mehr, andererseits war ich auch frustriert, dass mein Schussbild graduell immer schlechter geworden war. Ich buchte einen Pistolen-Kurs für Anfänger. Der Kurs war sehr hilf- und aufschlussreich. Ich wurde sicherer im Umgang mit Waffen, behielt aber gleichzeitig den nötigen Respekt vor Waffen. Ich merkte schnell, dass ich ein paar individuelle Probleme hatte, an denen ich arbeiten musste. Als Anfängerin wusste ich nicht genau wie vorgehen, weshalb ich eine Privatlektion buchte. Dort durfte ich zum ersten Mal mit einer Glock 19 schiessen. Das war eine richtige Erleuchtung! Die Walther PDP FS, die ich sowohl bei meinen ersten Schüssen als auch im Anfängerkurs hatte, war viel zu gross für meine kleinen Hände. Mit der Glock 19, die deutlich kleiner und leichter ist, lösten sich einige meiner Probleme von alleine. Der Instruktor gab mir genügend Material mit auf den Weg, dass ich gut selber an meinen Schwächen arbeiten konnte. Um sinnvoll trainieren zu können, fehlte mir nur noch eine eigene Pistole. Wie ich dabei vorgegangen bin, erfährst du bald!

Hast du schon meinen Erfahrungsbericht über die SIG SAUER P365 XL Rose 9mm gelesen? Ich durfte für die Swiss Shooting Range, welche mit SIG SAUER Schweiz als Vertriebspartnerin zusammenarbeitet, die Rose testen. In jüngster Zeit haben Waffenhersteller wie Walther und SIG SAUER Frauen als Zielgruppe für ihre Produkte entdeckt und haben angefangen Waffen herzustellen, die den besonderen Ansprüchen von Schützinnen gerecht werden sollen. SIG SAUER hat zusammen mit der mehrfach ausgezeichneten Weltmeisterin in verschiedenen Schiessdisziplinen und Schiessinstruktorin Lena Miculek eine Pistole speziell für Frauen entwickelt: die SIG SAUER P365 XL Rose.

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