SIG SAUER AG - Zu Besuch beim Schweizer Waffenhersteller

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Geschichte

Die Schweizerische Industrie Gesellschaft (SIG) wurde 1853 als Schweizerische Waggon-Fabrik in Neuhausen am Rheinfall im Kanton Schaffhausen gegründet. Anfänglich produzierte die SIG Eisenbahnwaggons. Dank der im Waggonbau erworbenen Kenntnisse der Metallverarbeitung fertigte die SIG ab 1860 auch Feuerwaffen.

Vorserienmodell des Stgw57 von SIG SAUER AG

Vorserienmodell des Stgw57

Eine P210 Legend Pistole von SIG SAUER AG

Die legendäre P210

Der Durchbruch in der Waffenproduktion gelang SIG im Jahr 1868, als sie den Auftrag zur Neubewaffnung der Schweizer Armee mit 140'000 Stück des Vetterli-Repetiergewehrs als Ordonanzwaffe erhielten. Das «Vetterligewehr» wurde vom Schweizer Büchsenmacher und damaligem SIG-Direktor Friedrich Vetterli entwickelt. Im Unterschied zu den bisherigen Feuerwaffen konnte das Repetiergewehr im Liegen geladen werden und rettete damit manchem Soldat das Leben. Es war sogar noch im ersten Weltkrieg bei Sekundärtruppen im Einsatz. SIG avancierte zum Hauptlieferanten der Schweizer Armee mit dem Sturmgewehr 57, welches den altgedienten «Karabiner 31» aus Holz durch das multifunktionale neue Sturmgewehr ersetzte und später dem Sturmgewehr 90, welches seit den 90ern zur Standardbewaffnung der Schweizer Armee gehört.

Läufe für das Sturmgewehr 90 der SIG SAUER AG

Vorproduzierte Läufe, welche in den Waffen der SIG SAUER AG zum Einsatz kommen.

Das Sturmgewehr 90 wird noch bis mindestens 2050 in der Schweizer Armee eingesetzt werden. Es wird in Neuhausen am Rheinfall hergestellt und gewartet. Auch die Pistolen von SIG haben Kultstatus, etwa die SIG P210 (im Militär bekannt als Pistole 49), die als Rolls Royce unter den Faustfeuerwaffen gilt.

Mit der Zeit expandierte die SIG in weiter Bereich, wie etwa den Bau von Strassenfahrzeugen, Bohr- und Fräsmaschinen und Hydraulikpumpen. Anfang 20. Jahrhundert begann die SIG mit der Produktion von Verpackungsanlagen für die Nahrungsmittelindustrie. Ab dem Jahr 2000 konzentrierte sich die mittlerweile stark diversifizierte SIG auf Nahrungsmittelverpackungen. Der Bereich «Handfeuerwaffen» wurde ausgegliedert und von der deutschen L&O Holding übernommen, zu der u.a. auch SIG SAUER INC. (USA), Blaser (Jagdwaffen) und Mauser (Jagdwaffen) gehören. Bis Ende 2019 hiess sie denn auch SAN Swiss Arms und wurde schliesslich Anfang 2020 zu SIG SAUER AG umbenannt.

Heute verfügt SIG SAUER über 13 Standorte weltweit und beschäftigt rund 5 800 Mitarbeiter, ca. 50 davon am Standort Neuhausen. Solche und weitere spannende Hintergrundinformationen erfuhren die Teilnehmenden der Werksbesichtigung dieses Schweizer Traditionsunternehmen, organisiert durch die Swiss Shooting Range als Vertriebspartnerin und Testzentrum von SIG SAUER Waffen.

Standort

Der Rheinfall, der drittgrösste Wasserfall Europas und das Wahrzeichen von Neuhausen am Rheinfall im Kanton Schaffhausen.

Die SIG SAUER AG Schweiz befindet sich noch heute auf dem geschichtsträchtigen SIG Areal in Neuhausen am Rheinfall, wo 1853 alles mit der Schweizerischen Waggonfabrik anfing: Die Gründer machten sich damals die Kraft des Rheinfalls zu nutzen und bezogen die Energie für den Betrieb über eine eiserne Welle und Turbine im Rheinfall. Im SIG Areal wurde von Eisenbahnwaggons über Waffen bis Lebensmittelverpackung alles produziert. Zu Spitzenzeiten arbeiteten mehr als 5000 Menschen im SIG Areal. Ein Grossteil des Betriebs wurde Anfang des 21. Jahrhunderts verlagert, so dass grosse Teile des historischen Areals stilllagen. Im Zuge einer Revitalisierung wurden die leerstehende Gebäude in Büros, Hotels, Wohnungen, Restaurants Läden und öffentliche Bereiche verwandelt. Die historische Industriearchitektur blieb erhalten, während gleichzeitig das Areal modernisiert und in einen Wohn- und Begegnungsraum verwandelt wurde.


Im Bau 33 am Industrieplatz in Neuhausen am Rheinfall befindet sich die SIG SAUER AG

Im Bau 33 befindet sich die SIG SAUER AG

Die SIG SAUER AG ist im Bau 33 auf dem SIG Areal untergebracht: 33, weil das Gebäude 1933 erstellt wurde.  Auf 5000 m2 assembliert, entwickelt (?) und testet die SIG ihre Schweizer Eigenprodukte, das Stgw90 – eines der weltweit präzisesten Sturmgewehre – und das PE90/SG550 als zivile Variante des Stgw90 und dessen Kurzversionen SG551 und SG553 sowie Granatwerfer. Die Bestandteile für die Waffen stammen zu 93% aus Schweizer Produktion, von Zulieferern aus 17 verschiedenen Kantonen. Lediglich die Laufrohlingen werden in Deutschland bei einem Schwesterunternehmen der SIG SAUER AG gehämmert, auf denjenigen Maschinen, die vor 20 Jahren noch in Neuhausen ihren Dienst verrichteten.

In der hauseigenen Indoor-Schiessanlage werden die Waffen auf Herz und Nieren geprüft: Unter dem SIG Areal verläuft der 300m-Schiessstand, wo die Abschlussprüfung der Gewehre stattfindet. Jedes Gewehr wird in einen speziell entworfenen Abschussbock gespannt und geschossen. Der Schuss wird elektronisch ausgewertet und archiviert. Auf zehn Schuss müssen die Gewehr 98 Punkte erreichen, sonst werden sie – falls die Nachjustierung nicht das gewünschte Ergebnis erbringt – aussortiert und nicht ausgeliefert, bzw. kommen nicht in den Handel.

Unter der Zufahrtstrasse zur SIG SAUER AG befindet sich der unterirdische Schiesstunnel der SIG SAUER AG

Unter der Zufahrtsstrasse zum Bau 33 wird scharf geschossen: Unter der Strasse verläuft der hauseigene 300m Indoor-Schiessstand der SIG SAUER AG.

In der Klimakammer werden die Waffen bei Extremtemperaturen getestet.

Zur Werksbesichtigung gehörte aber nicht nur ein Blick in den Schiesstunnel, sondern auch ein Besuch in der Kältekammer, wo die Waffen von -60° C bis 70°C auf ihre Funktionsfähigkeit bei Extremtemperaturen getestet werden. Im gleichen Raum befindet sich eine Teststation, um die Waffen auf ihre Stabilität aus 2 m Fallhöhe zu erproben. Im Untergeschoss kriegt man zudem nicht nur Modelle von historischen Waffen zu Gesicht, sondern kann auch diverse Prototypen bewundern, die nicht im Handel erhältlich sind.

Im Rahmen der Werksbesichtigung ist ein Einblick in die eigentliche Produktion möglich: Da die Besichtigung an einem Werktag stattfand, durften die Besucher den Ingenieuren und Technikern der SIG bei der Herstellung des berühmten Sturmgewehrs zuschauen. In der Manufaktur werden die Waffen assembliert, gewartet, Läufe gewechselt, gereinigt oder mit CERAKOTE beschichtet. Auch zivile Besitzer von SIG SAUER-Waffenkönnen diese zum Laufwechsel, zur generellen Wartung inkl. Ersatzteilemontage oder zur CERAKOTE-Beschichtung vorbeibringen. Die Angestellten beantworteten gerne die Fragen der Besucher und teilten grosszügig ihr Wissen mit allen Interessierten. Auch durften die Teilnehmer selbst Hand anlegen und an einer Laufrichtmaschine, mit welcher krumme Läufe zylindriert, bzw. bestmöglich begradigt werden, ihr handwerkliches Geschick und Können testen.

Der Showroom

Die über die Swiss Shooting Range organisierte Führung endete im Showroom, wo diverse im Handel erhältliche Produkte von SIG SAUER ausgestellt sind. Von der legendären P365 in unterschiedlicher Ausführung über Langwaffen wie das SG550 und deren Derivate bis hin zu Optiken kann man alles aus nächster Nähe ansehen und auch so manche Waffe in die Hand und in den Anschlag nehmen. Im hauseigenen 25 m Schiessstand können die Waffen zudem auf Voranmeldung gegen eine kleine Gebühr getestet werden.

Im Showroom der SIG SAUER AG finden sich beliebte Langwaffen und Kurzwaffen, Pistolen aller Art, Granatwerfer, Optiken u.v.m.

Im Showroom der SIG SAUER AG schlägt das Schützenherz höher: Diverse Lang- und Kurzwaffen dürfen hier aus nächster Nähe betrachtet und auch in die Hand genommen werden.

Den neuste Wurf der SIG SAUER AG gibt es ebenfalls im Showroom zu bestaunen: die SG56X Serie. Es vereint das Beste aus SG55X und MCX bzw. AR15 Systemen in einer Waffe im Kaliber 5.56x45mm NATO, ist sowohl kompatibel mit AR15 Magazinen wie z.B. Magpul PMAGs als auch SIG SAUER SG55X Magazinen (Umbau werkzeuglos möglich) und hat diverse QD Schnittstellen. Entgegen der öffentlichen Meinung werden auch diese Waffen vollständig in der Schweiz hergestellt werden und wurden auch aufgrund des umfangreichen Erfahrungsschatzes der SIG SAUER AG ausschliesslich in der Schweiz entwickelt. Das Gewehr ist voraussichtlich ab Anfang 2025 im Handel erhältlich.

Prototyp des SG563

Prototyp des SG563, welches ab 2025 im Handel erhältlich sein wird.

Die Teilnehmenden der Werksbesichtigung erhielten einen spannenden und lehrreichen Einblick in die über 100-jährige Geschichte der Schweizer Waffenproduktion. Sie durften aus nächster Nähe die Produktion des legendären Stgw90 mitverfolgen und die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten des zuverlässigen Zulieferers von Sturmgewehren für die Schweizer Armee besichtigen. Verschiedene Waffen von SIG SAUER, u.a. die P365 XL Rose, die MCX Spear oder das Stgw90 sind in der Swiss Shooting Range als Mietwaffen verfügbar und können dort ausgiebig getestet werden. SIG SAUER-Waffen können über die Swiss Shooting Range als Vertriebspartnerin der SIG SAUER AG bezogen werden. Schau vorbei, wir freuen uns auf deinen Besuch!

Prototyp des SG553-R mit CERAKOTE Beschichtung

Im Showroom der SIG SAUER AG gibt es zahlreiche Neuheiten und Prototypen zu bestaunen, so wie dieses SG 553-R mit spezieller CERAKOTE-Beschichtung, welche man auch bei SIG SAUER machen lassen kann.

Kälteschutzjacken SIG SAUER AG

Kälteschutzjacken mit dem historischen SIG-Logo.

Schiesskeller SIG SAUER AG für Tests

Hauseigene Testschiessanlage, welche für die Funktionsprüfung jeder assemblierten Waffe dient.

Gefüllte Magazine für Waffentests

Hauseigene Testschiessanlage, welche für die Funktionsprüfung jeder assemblierten Waffe dient.

SIG SAUER AG

Eine alte Beschriftung der Schweizerischen Industriegesellschaft – ein Stück Schweizer Industriegeschichte.

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SIG SAUER AG - Visiting the Swiss weapon manufacturer

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The taste of Italy - Amaretti