Wie mir die ShotKam half, eine bessere Schützin zu werden - Ein Erfahrungsbericht
Was ist die ShotKam und wie funktioniert sie?
Die ShotKam ist eine Hochgeschwindigkeits-, 4K Waffenkamera geeignet für die Jagd oder fürs Tontaubenschiessen. Die Kamera kann am Lauf jeder Jagd- oder Sportflinte befestigt werden und zeichnet automatisch einen kurzen Clip von jedem Schuss auf. Sie filmt nicht nur den Moment des Schusses selber, sondern auch einige Sekunden vor und nach dem Schuss, so dass man schlussendlich eine detailierte Aufnahme der eigenen Schiesstechnik hat. Die ShotKam ist so stabil gebaut, dass sie den Rückstoss der Waffe sowie widrige Umstände wie Regen, Staub, Hitze oder Kälte standhält.
Die ShotKam lässt sich dank eingebauter WiFi-Antenne ganz leicht mit dem Smartphone verbinden, ohne dass man auf ein externes WiFi oder mobile Daten angewiesen ist. So lassen sich die Videos auch ohne Handynetz auf dem Smartphone sofort - im Feld oder auf dem Schiessstand - anschauen, analysieren oder herunterladen. Die ShotKam-App ermöglicht nicht nur die Verbindung des Smartphones mit dem WiFi, sondern enthält auch viele Funktionen, die ShotKam zu personalisieren, auf den jeweiligen Gebrauch (etwa Vogeljagd, Niederwildjagd oder Tontauben) anzupassen, die Kamera zu kalibrieren oder die kurzen Clips anzuschauen und herunterzuladen.
Eine Zusammenstellung diverser ShotKam-Clips, als ich im Widstud in Bülach schiessen war.
Vor dem Schiessen
Da jede Waffe und jeder Körper anders ist, muss man die Kamera vor dem Einsatz so kalibrieren, dass das Fadenkreuz der Kamera mit dem Perlkorn der Waffe übereinstimmt. Die Kalibrierung lässt sich einfach in der ShotKam-App bewerkstelligen. Ohne fremde Hilfe platziert man die (entladene und gesicherte) Flinte am besten auf einem Gewehrauflage-Kissen (oder einem anderen Hilfsmittel) und richtet die Waffe so aus, dass das man auf ein ca. 30 m weit entferntes Ziel zielt. In der App bewegt man nun das Fadenkreuz mit Hilfe der kleinen Pfeile, bis es mit dem gewählten Ziel übereinstimmt. Einmal eingestellt, bleibt das Fadenkreuz der Kamera am gleichen Ort. Wenn man die Kamera aber demontiert, z.B. um die Waffe zu versorgen, dann muss man entweder neu kalibrieren oder sich gut merken, wo am Lauf die Waffe befestigt war. Die Gummierung der Befestigungsklammer hinterlässt einen Abdruck auf dem Lauf, so dass man gut sieht, wo die Kamera befestigt war. Der Abdruck lässt sich aber leicht mit einem trockenen Lappen entfernen.
Ich kontrolliere vor jedem Einsatz kurz, ob die Einstellungen noch stimmen, da ich meine ShotKam immer abmontiere. Mein Partner hilft mir dabei: Ich verbinde die ShotKam mit der App auf meinem Smartphone, ziele auf ein ca. 30 m entferntes Ziel und er verschiebt das Fadenkreuz für mich, bis es mit meinem Ziel übereinstimmt. Das dauert nur einige wenige Sekunden.
Während des Schiessens
Ist die ShotKam einmal angestellt, fällt sie nach ungefähr 30 Sekunden in den Schlafmodus, um Akku zu sparen. Um sie zu reaktivieren, reicht es aus, die Flinte zu öffnen oder zu schliessen oder einfach leicht mit der Hand auf den Lauf zu schlagen. Alternativ kann man auch auf den Einstellknopf drücken.
In der App kann man den Modus wählen, für den man die ShotKam verwendet: Tontauben, Vogel- oder Niederwild-Jagd. Der Modus bestimmt, wie lange es dauert, bis die Kamera in den Schlafmodus fällt und wieviel Zeit sie vor und nach dem Schuss speichert. Wenn z.B. die Kamera fürs Schiessen von Tontauben eingestellt ist, speichert die ShotKam zwei Sekunden vor dem Schuss und eine Sekunde nach dem Schuss. Bei einer Playback-Geschwindigkeit von einem Drittel gegenüber der normalen Geschwindigkeit der Aufnahme, resultiert ein gespeicherter Clip zwischen neun Sekunden und 15 Sekunden Länge. Schiesst man ein zweites Mal innerhalb von fünf Sekunden, ohne die Flinte nachzuladen, werden beide Schüsse in einem längeren Clip zusammengefasst.
Bei der Vogeljagd speichert die Kamera drei Sekunden vor dem Schuss und drei Sekunden nach dem Schuss, so dass die Clips zwischen 18 und 30 Sekunden lang werden. Bei der Jagd von Niederwild geht die Kamera erst nach fünf Minuten in den Schlafmodus und zeichnet 15 Sekunden vor und 20 Sekunden nach dem Schuss auf. Wird innerhalb von zehn Sekunden ein zweiter Schuss ohne nachzuladen abgegeben, so speichert die ShotKam ein längeres Video.
Auch gibt es die Möglichkeit, die Kamera ständig anzulassen. Der Akku ist in diesem Modus aber bereits nach zwei Stunden leer. In den anderen Modi hält der Akku bis zu 15 Stunden.
Eine weitere Zusammenstellung von ShotKam-Clips auf dem Jagdschiessstand in Siblingen (Kanton Schaffhausen).
Nach dem Schiessen
Fertig geschossen, kann man die ShotKam über die App mit dem Smartphone verbinden und die Clips können entweder direkt in der App angeschaut oder aber aufs Smartphone heruntergeladen werden. Die Wiedergabegeschwindigkeit der Clips kann in der App angepasst werden oder man kann die Aufnahmen Bild für Bild anschauen, um sie noch eingehender zu analysieren. Die Qualität der Aufnahmen ist auf dem Smartphone recht gut. Während Schiesspausen ist es hilfreich, die Clips sich kurz anzuschauen, um es beim nächsten Mal besser zu machen.
Im Lieferumfang enthalten ist auch ein Kabel, mit dem man die ShotKam direkt mit dem Computer verbinden kann. Die Clips befinden sich in beschrifteten und datierten Ordnern. Die gute Qualität der Aufnahmen sieht man erst auf einem grossen Computerbildschirm. Die Clips erscheinen detailierter und schärfer, was ich persönlich bevorzuge. Eine ShotKam Gen4 kann ungefähr 3000 Tontauben-, 1500 Vogeljagd- und 300 Niederwildjagd-Clips abspeichern bei einer Kapazität von 128 GB.
Dank dem Fadenkreuz (oder wahlweise auch einem Punkt), welches (wenn gut eingestellt) mit dem Perlkorn der Waffe übereinstimmt, hat man einen guten Überblick über die Bewegung der Waffe und wie sie dem Ziel folgt. Die ShotKam-Clips helfen den Schützen zu verstehen, warum sie ein Ziel verfehlt haben und was sie ändern müssen, um es beim nächsten Mal zu treffen.
Die ShotKam - ein Gamechanger für die eigene Schiesstechnik
Als ich mit dem Tontaubenschiessen anfing, durfte ich die Beretta 694 meines Partners benutzen. Obwohl die Beretta eine schöne Sportflinte ist, passte mir der Schaft überhaupt nicht. Bald schon schaffte ich mir eine eigene Dameflinte - eine Rizzini Venus - mit einem verstellbaren Schaft an. Obwohl sich die Flinte in meinen Händen, an meiner Schulter und meiner Wange gut anfühlte, traf ich mehr schlecht als recht. Ich hatte keine Ahnung, was ich falsch machte. Frustriert schaffte ich mir eine ShotKam. Die Clips zeigten mir meine Problem schnell und deutlich: Ich hielt zwar genug vor, schoss aber konstant zu tief. Nachdem ich den Kamm höher stellte, traf ich auch plötzlich. Dank der ShotKam konnte ich mein Hauptproblem eruieren und gleich auch lösen. Seither konnte ich mich konstant verbessern.
Die ShotKam zeigt mir gnadenlos meine Fehler auf und hilft mir dabei, besser zu werden. Die Waffenkamera ist aber nicht nur hilfreich fürs Aufzeigen von Fehlern. Sie zeigt mir auch, was ich richtig mache. Mir hilft es enorm, wenn ich einen Treffer nochmals visualisieren kann. Auf dem Jagdschiessstand meiner Wahl gibt es einige Tauben, bei denen ich Mühe habe. Aber ganz nach dem Motto “Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn”, treffe ich diese Tauben doch ab und zu. Dank der ShotKam habe ich Aufnahmen dieser Treffer und weiss fürs nächste Mal, wieviel ich vorhalten muss, oder ob ich höher oder tiefer zielen muss. Dank der ShotKam kann ich Distanzen, Geschwindigkeiten und Methodik beim Tontaubenschiessen besser visualisieren und anpassen.
Während der Pausen auf dem Schiesstand schaue ich mir die Clips gleich auf dem Smartphone an und lerne sofort von meinen Fehlern. Später schaue ich mir die Clips nochmals in besserer Bildqualität auf dem Laptop an. Die Treffer-Clips speichere ich auf meiner Festplatte ab, so dass ich sie mir zu einem späteren Zeitpunkt wieder anschauen kann, was ich richtig gemacht habe. Das hilft mir zu visualisieren, welche Methode bei welcher Taube am besten funktioniert, wie ich die Flinte schwingen, wieviel ich vorhalten muss und in welchem Moment ich Abdrücken soll. Ich verbringe nicht zu viel Zeit damit, mir meine Fehler anzuschauen. Ich registriere lediglich, ob ich mehr oder weniger vorhalten muss, oder ob ich zu tief oder zu hoch war. Ich bevorzuge es, ein Bild vom korrekten Schuss mit Treffer im Kopf zu haben, als ein falsches.
Da man die Clips mit reduzierter Geschwindigkeit oder sogar Bild für Bild anschauen kann, kann ich mir alle Zeit der Welt lassen und die Aufnahmen so oft ich will, abspielen. Ich muss mich nicht auf einen Instruktor verlassen, der auch mal falsch liegen kann, wie die ShotKam auch schon offenbarte. Zwar kommt die ShotKam etwas günstiger, als jedes Mal einen Instruktor zu zahlen, ersetzt ihn aber nicht. Nur ein Instruktor kann die Körperhaltung, die Hände an der Waffe oder ganz allgemein die Schiesstechnik korrigieren. Die ShotKam ist aber ein tolles Hilfsmittel, wenn man auf eigene Faust trainieren möchte.
Auch sollte man das Gewicht der Kamera berücksichtigen: Obwohl sie nur 180 g wiegt, merke ich den Unterschied, ob ich mit oder ohne Kamera schiesse. Deshalb habe ich mich dafür entschlossen, immer mit Kamera am Lauf zu schiessen, auch wenn ich gerade keine Aufnahmen mache.
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