Java entdecken - Merapi Jeep Tour
Als ich den Vulkan Merapi besucht, war seine Spitze mit Wolken verhangen.
Gunung Merapi ist der aktivste Vulkan Indonesiens und bricht regelmässig mehr oder weniger heftig aus, das letzte Mal am 21. Januar 2024. Der knapp 3000 m hohe Vulkan befindet sich auf der indonesischen Insel Java, etwa 28 km von der Stadt Yogyakarta entfernt. Oft sieht man Rauchwolken aus dem Krater aufsteigen. Die Ausbrüche des Vulkans haben schon zahlreiche Menschenleben gefordert. An den Flanken des Vulkans leben zehntausende Menschen. Einige Dörfer liegen sogar auf 1700 m ü.M. Als ich in Yogyakarta weilte, wollte ich aus Gründen den Vulkan eigentlich nicht besuchen. Als ich aber den buddhistischen Tempel Borobudur und Candi Prambanan besichtigte, schlug mein Fahrer Yono eine Merapi Jeep Tour vor zwischen den Besichtigungen der Tempel vor, da der Vulkan genau am Weg von einem Tempel zum nächsten liegt. Davon ausgehend, dass der Vulkan nicht gerade in den zwei Stunden ausbricht, während ich im Jeep an seinen Flanken herumkurve, stimmte ich zu. Ich bereute es nicht! Die Tour machte viel Spass und war sehr lehr- und abwechslungsreich. Die Tour, die ich buchte, dauerte zwei Stunden und ich bezahlte damals 500k Rupiah.
Es ist möglich, zu Fuss zum Gipfel des Merapis aufzusteigen, aber nicht unbedingt zu empfehlen. Der Aufstieg zum Gipfel ist nur zulässig, wenn die Behörden ihn für sicher erklären. Der Aufstieg ist anstrengend und das Gelände herausfordernd, es ist kalt und windig. In der Vergangenheit gab es immer wieder Fällen von Wanderern, die verschwanden oder sogar starben. Eine Jeep-Tour bietet die Möglichkeit, die vulkanische Landschaft zu erkunden, ohne gleich zum Gipfel aufzusteigen.
Es gibt viele verschiedene Jeep-Touren am Merapi, die sich bezüglich Dauer, Route oder Tageszeit unterscheiden (Sonnenauf- und -untergang-Touren, Halbtages- und Ganztagestouren oder Kombinationstouren mit Goa Jomblang und Goa Grubug oder den Tempeln Prambanan und Borobudur). Je nach Tour lohnt es sich, im Voraus zu buchen, gerade die Touren in Kombination mit den Tempeln, da nur eine bestimmte Anzahl Besuch pro Tag den Tempel besuchen dürfen.
Yono organisierte für mich die Merapi Jeep Tour gleich vor Ort. Mein Jeep-Fahrer war nicht nur ein guter Automobilist sondern auch ein hervorragender Fotograf. Er liess mich vor dem Jeep, im Jeep und auf dem Jeep für Fotos posieren und machte Videoaufnahmen. Als Alleinreisende ist es immer schwierig gute Fotos von sich selber zu machen und dank ihm habe ich jetzt jede Menge tolle Fotos von mir. Auf der Tour gibt es zahlreiche Gelegenheiten, lustige Fotos zu machen.
Der erste Halt auf der Jeep Tour war beim Bunker Kaliadem Merapi. Während eines heftigen Vulkanausbruchs im Jahr 2006 suchten zwei Freiwillige, die halfen Dorfbewohner zu evakuieren, Schutz im Bunker. Der Bunker wurde 2 m hoch mit bis zu 300° C heisser Lava und Asche bedeckt. Die beiden Männer konnten Monate später nur noch tot geborgen werden. Bunker Kaliadem wurde zu ihrem Denkmal, aber gleichzeitig auch zur Touristenattraktion. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, den Bunker zu betreten und vom schrecklichen Schicksal der beiden Männer zu erfahren. Vom Bunker Kaliadem aus starten diverse Wanderungen oder es finden kulturelle Aktivitäten rund um den Bunker statt. Etwas oberhalb des Bunkers Kaliadem sollte man eine gute Aussicht auf den Vulkan haben. Leider versteckte sich der Gipfel aber in einer Wolke aus Dunst und Rauch am Tag meines Besuches.
Mein Fahrer liess mich überall für Fotos posieren. Es war etwas seltsam, meine Modell-Fähigkeiten ausgerechnet an dem Ort unter Beweise zu stellen, wo zwei Menschen starben. Mein Fahrer war aber mit so viel Enthusiasmus bei der Sache, dass ich einfach mitmachen musste.
Der nächste Halt war beim sogenannten “Alien Rock”. Der Alien Rock ist ein riesiger Stein, der aussieht wie das Gesicht eines Aliens. Heisse Lava soll den Stein während des Ausbruchs im Jahr 2010 so geformt haben. Rund um den Stein gibt es viele bunte und lustige Gelegenheiten für Fotos, sowie eine tolle Aussicht über eine tiefe Schlucht, die auch durch heisse Lava geformt wurde.
Alien Rock: Mit viel Fantasie lässt sich das Gesicht eines Ausserirdischen erkennen.
Wir fuhren weiter zum “House of Memory” (Haus der Erinnerung). Beim House of Memory wird man von Tierskeletten begrüsst, die beim Ausbruch des Merapis im Jahr 2010 starben. Das Museum wird von Einheimischen betrieben, die Überreste nach dem grossen Ausbruch sammelten und in den Ruinen des Hauses eines Mannes namens Watinem ausstellten. Sriyanto, Watinems Sohn, sammelte geschmolzene und verbrannte Überreste von Alltagsgegenstände nach dem Ausbruch zusammen, als Erinnerung an den Ausbruch und seine Familie, welche dabei umkam. Ein besonders eindrückliches Exponat ist eine halb geschmolzene Uhr, die genau im Zeitpunkt des Ausbruchs stehen blieb. Mein Fahrer wurde sehr emotional im Museum, wurde auch er und seine Familie damals evakuiert und verloren ihr Haus. Er schnappte sich mein Smartphone und machte Aufnahmen für mich von Dingen im Museum, die ihm wichtig erschienen. Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt zeigte er mir viele Ruinen von Häusern, die durch die heisse Lava zerstört wurden.
Museumsbesucher werden von Tierskeletten begrüsst, die beim Ausbruch des Merapis im Jahr 2010 starben.
Mein Fahrer und seine Familie wurden 2010 evakuiert. Im Museum wurde er sehr emotional.
Mein Fahrer schnappte sich mein Smartphone und machte zahlreiche Fotos von mir oder Exponaten, die ihm wichtig waren.
Obwohl ich zuerst den Merapi eigentlich nicht besuchen wollte, war ich am Ende doch froh darüber, dass ich die Gelegenheit dazu hatte. Es war ein sehr emotionales und lehrreiches Erlebnis. Die holprige Jeep-Fahrt hat Spass gemacht!